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K.P. Andrießen:

Journalist

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Veröffentlicht im Weilburger Tageblatt und auf mittelhessen.de

Symphonische Bläser glänzen

Publikum tappt bei Programmdetails im Dunkeln

Von Klaus P. Andrießen

Weilburg. Ein schöner Abend mit klangvoller Bläsermusik im Renaissancehof - und doch will sich die Harmonie zwischen Publikum und Musikern am Freitag nicht einstellen. Erst im zweiten Teil des Konzerts hellt sich die Stimmung im mäßig besetzten Schlosshof auf. Am Schluss verabschieden die Zuhörer BoSy Brass, die ausgezeichneten Blechbläser der Bochumer Symphoniker, samt ihrem künstlerischen Leiter Jeroen Berwaerts (Trompete) mit herzlichem Applaus - und bekommen eine feine Zugabe.

 

Ein Grund für die Verständigungsprobleme lag offenbar im angekündigten Programm. Stücke von Bizet, Weill, Purcell, Rautavaara, Previn und anderen hatte das Saisonheft versprochen. Am Konzertabend gab es nur einen Aufsteller, der den Besuchern darüber hinaus noch mitteilte, dass BoSy Brass auf den Spuren des legendären britischen „Philip Jones Brass Ensemble“ wandele. Den Aufsteller nutzen die Weilburger Schlosskonzerte, um bei einem „Programm nach Ansage“ Papier für Abendprogramme einzusparen.

 

Das ist eigentlich eine gute Idee, erwies sich für diesen Abend jedoch als ungeeignet. Nur wer per Zufall im Internet auf das Konzertprogramm der Bochumer Symphoniker gestoßen war, wusste, dass es doch ein festgelegtes Programm gab. Am Beginn standen Anthony Holbornes Renaissancetänze „The Fairie Round“ in einem mehrsätzigen Arrangement. Prompt klatschten viele, die das nicht wussten, nach dem ersten Stück und so setzte es sich fort. Erst nach knapp einer Viertelstunde Musik mit zaghaftem Klatschen in den kurzen Pausen löste Jeroen Berwaerts das Rätsel auf, als er seine Abendmoderation begann. Doch Missverständnisse blieben bestehen, da er in seinen Ausführungen über die nächsten Stücke meist nur allgemein von „einigen Sätzen“ sprach.

 

Trotz alledem konnten die Zuhörer schöne und spannende Musik in bester Qualität genießen. Egal ob modern (Andre Previns „Triolet for Brass“, Kurt Weills „Dreigroschenoper“, Charles Ives’ „Variations of America“), barock (Henry Purcells „The Fairy Queen“) oder romantisch (Georges Bizets „Carmen“), immer war das Zuhören ein großer Genuss. Das Publikum applaudierte nach Kräften und bekam als Zugabe ein dacapo des innigen Satzes „Last Will and Testament“ aus Holbornes „The Fairie Round“. So rundete sich der Abend dann doch.

Starker Bass: Blechbläser der Bochumer Symphoniker.
Fotos: Klaus Andrießen

Prägnanter Ton: Jeroen Berwaerts (Trompete) hat auch die künstlerische Leitung.


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