Alte Musik reißt Zuhörer mit
Von Klaus P. Andrießen
Weilburg. Die Barock-Formation „Los Temperamentos“ hat in Weilburg ihrem Namen alle Ehre gemacht. Mit ihrer ganz besonderen Mischung aus lateinamerikanischen und europäischen historischen Klängen rissen die sieben Musiker ihre Zuhörer in der ausverkauften Unteren Orangerie zu teils stehend gespendetem Applaus hin. Immerhin hatten sie erlebt, wie man es mit Cembalo und Violine, Laute, Cello und Flöte schon vor Jahrhunderten so richtig krachen ließ.

Den Part ihres aus Krankheitsgründen fehlenden Percussionisten ersetzten die Sieben in verteilten Rollen: statt der Barockgitarre wurde dann der Eselskiefer bedient, Sängerin Swantje Tams Freier schlug die große Trommel oder Cellist Nestor Fabian Cortes Garzon eine besondere Cajon. Auch der Lautenist und die zweite Geige waren für das Konzert in Weilburg umbesetzt worden - was ebenso wie das Fehlen des Percussionisten auf den Aufstellern zum Abendprogramm leider nicht erklärt wurde.
Nach den ersten, mit viel Beifall gefeierten Stücken ergriff Swantje Tams Freier das Mikrofon: „Ahoi! Wir nehmen Sie mit auf eine Fahrt durch die Klangmeere. Sie brauchen keine Rettungswesten. Wir werden Sie sicher durch die tosenden Klangwelten und musikalischen Stürme leiten.“ So ging es tänzerisch von Italien in den kolumbianischen Urwald, nach Peru und wieder zurück nach Italien. Mit einer klangvollen Geigensonate von Francesco Veracini (1690-1768) begeisterte Tomoe Badiarova am Ende des ersten Teils die Zuhörer - hervorragend unterstützt von den anderen Musikern.
Im zweiten Teil des Abends erläuterte Cembalistin Nadine Remmert das Programm. Es speise sich nicht zuletzt aus dem Kodex „Martinez Companon“, in dem einst der spanische König aufzeichnen ließ, was es so alles gab in seiner Kolonie. Erfreulicherweise gehörten dazu auch Szenen und Musik aus der Alltagskultur wie das soeben dargebotene Stück über einen Flirt und das Rauchverbot in einer Bar. Anschließend werde es um den letzten Inka-König gehen sowie um die Bitte der Ureinwohner, die Eroberer sollten ihnen erlauben, ihre eigenen Feste zu feiern. Das unterstrichen sie mit dem Ketschua-Wort „Kitata“, das Swantje Tams Freier mit ihrem wunderschönen Sopran funkeln ließ.
Mit einer traumhaft schönen Zugabe endete der hinreißende Abend.