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K.P. Andrießen:

Journalist

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Veröffentlicht im Weilburger Tageblatt und auf mittelhessen.de

Grandioser Abschluss der Weilburger Schlosskonzerte

Dirigent Förster und die Philharmonie Baden-Baden verzaubern mit spanischen Klängen / Intendant dankt allen Mitstreitern

Von Klaus P. Andrießen

Weilburg. Voller Hof, volle Bühne: Die letzte Nacht der Weilburger Schlosskonzerte 2024 ist zu einem rauschenden Fest bei spanischen Klängen unter sternklarem Himmel geworden. Wegen des warmen Sommertages waren die rund 600 Schönwetterkarten praktisch ausverkauft, in der Stadt wurden die Parkplätze knapp und die Zuhörer strömten nur so in den Renaissancehof. Dort bekamen sie von der Philharmonie Baden-Baden ein hochkarätiges Unterhaltungsprogramm geboten. Mit tosendem Applaus erbaten sie sich am Ende noch zwei Zugaben, obwohl das Orchester „eigentlich schon im Urlaub“ war, wie Dirigent Heiko Mathias Förster augenzwinkernd anmerkte.

 

Schlosskonzerte-Intendant Stephan Schreckenberger nahm die Gelegenheit beim Schopf, all denen zu danken, die zum Gelingen der Saison mit ihren 50 Konzerten gesorgt haben. Damit er keinen vergesse, habe er sich eine Liste gemacht, sagte er. Und diese war wirklich lang: das Team der Schlosskonzerte, die Helfer aus den Schulen, der Schlosskonzerte-Vorstand, das Catering, die Stadt, der Landkreis, die Meteorologen („nur einmal sind wir reingefallen“), die örtliche Gastronomie, die Schlossbediensteten, Presse und Rundfunk, Politik, Kirche und Schlossverwaltung sowie die Sponsoren und die Musiker.

 

Außerdem nannte Schreckenberger den Bauhof, der nun die 1500 Stühle aus dem Renaissancehof wieder ins Lager bringen werde, die Firma Unicate Events, die unentgeltlich für Auf- und Abbau der überdachten Bühne sorge, die Klavierstimmerin, die des Intendanten Pingeligkeit aushalte und die fleißigen Flügeltransporteure, die für das 500 Kilo schwere Stück durchaus noch Hilfe gebrauchen könnten. Vor allem aber danke er dem Publikum der Schlosskonzerte, ohne das all der Aufwand völlig nutzlos wäre. Jeden Punkt dieser langen Liste quittierte das Publikum mit freundlichem Applaus.

 

Froh gestimmt widmete sich die Festgesellschaft nun dem wichtigsten Teil des Abends: guter Musik unter freiem Himmel. Dirigent Förster führte informativ und locker durch das reichhaltige Programm, das Schönheit und Lebensfreude in spanischen Klängen feierte. Auf der Bühne saßen die Musiker dicht gedrängt, fanden Geigen und Bratschen, Celli und Kontrabässe, eine Harfe und das allein mit vier Pauken aufwartende Schlagwerk, die Bech- und Holzbläser ihren Platz. Alle zusammen lieferten sie unter Försters intensiver Leitung einen außerordentlich farbenprächtigen, fein differenzierten oder mächtig auftrumpfenden Klang, der im vollbesetzten Renaissancehof auf offene Ohren und Herzen stieß.

 

Was gab es nicht alles zu erleben in dieser Folge herrlicher Kompositionen. Den Auftakt machte ein Stück des großen Pianisten Artur Rubinstein, der damit seine Vorstellung von Andalusien vertont hatte. Kastagnetten und Blechbläser lieferten darin das Lokalkolorit, begleitet von heftigen Paukenschlägen und saftigen Tutti. Mit einem Stück aus der Oper „Goyeskas“ von Enrique Granados folgte ein originär spanisches Werk, das mit Pizzicati und Kastagnetten aufwartete, vor allem aber durch jubelnde Holzbläser und die zauberhaften Klänge der Harfe die Zuhörer schnell in seinen Bann schlug.

 

Weiter ging es mit Werken aus der Musiktheater-Tradition Zarzuela, die laut Förster einst so populär war, dass sich bis zu 50 Häuser in Spanien ausschließlich dieser Form der gehobenen Unterhaltungsmusik widmeten. Die Stücke haben lyrische, singende Elemente, brausen aber auch schmissig auf. Dabei war es die Konzertmeisterin, die mit ihrem Geigensolo das Publikum besonders erfreute, wie der Beifall zeigte.

 

Das spielfreudige Orchester brachte im Lauf des Abends immer neue Schätze aus dem Spektrum der mit Spanien verbundenen Kompositionen auf die Bühne. Mal stammten sie aus der Oper „Le Cid“ von Jules Massenet, mal waren es Kuriosa wie „Espana“ des Walzerkomponisten Emile Waldteufel, das dieser laut Förster von Emmanuel Chabrier „Note für Note abgepinnt“ hatte. Immer aber bot die Philharmonie dem Publikum ein herrliches Musikerlebnis, wie etwa „Sevillana“ von Edward Elgar oder die „Bilder aus dem Süden“ des Dresdners Jean Louis Nicode. Als letztes „offizielles“ Stück spielten die Baden-Badener die fulminante „Fandango asturiano“ aus Nikolai Rimski-Korsakows „Capriccio espagnol“ und ernteten nicht zuletzt damit derart großen, teils stehenden Applaus und Zugabe-Rufe, dass sie schließlich noch zwei klangvolle Dreingaben lieferten. Die Saison 2024 der Weilburger Schlosskonzerte hatte einen großartigen Abschluss gefunden.

Als sehr großes, klangstarkes und spielfreudiges Orchester begeistert die Philharmonie Baden-Baden ihr Publikum. Dirigent Heiko Mathias Förster sorgt für perfekte Einsätze.
Fotos: Klaus Andrießen

Volle Besetzung im Hof und auf der Bühne: Die letzte Nacht der Weilburger Schlosskonzerte ist zu einem rauschenden Fest geworden.

Dankt allen Unterstützern und Helfern sowie dem Publikum: Schlosskonzerte-Intendant Stephan Schreckenberger.

Führt die Zuhörer locker und informativ durch spanische Klangräume: Dirigent Heiko Mathias Förster.

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