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K.P. Andrießen:

Journalist

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Veröffentlicht im Weilburger Tageblatt und auf mittelhessen.de

30000 Besucher - Ziel erreicht

Intendant Schreckenberger über die Weilburger Schlosskonzerte 2024

Weilburg. Die Weilburger Schlosskonzerte haben ihre Zuhörer in der Saison 2024 bestens unterhalten. Im Interview nimmt Intendant Stephan Schreckenberger zu den Herausforderungen Stellung und verrät, dass er im kommenden Jahr mit Peter Grün selbst auf der Bühne stehen wird.

 

Herr Schreckenberger, welche Auftritte haben Sie trotz all Ihren Vorwissens überrascht?

Neben Max Mutzke, den ich als großartigen Pop-Sänger erlebte, waren meine Überflieger: „Die schöne Müllerin“ von David Fischer, die Nürnberger Symphoniker mit der Geigerin Diana Adamyan und Beethovens „Pastorale“, das Quartett um Sebastian Manz - das ich im nächsten Jahr genauso wiederholen werde - und die phantastische „Letzte Nacht“.

 

Wie sah es mit den Besucherzahlen aus, trotz Fußball Europameisterschaft und Olympia?

Wir haben mit rund 30000 Besuchern unser Ziel wieder erreicht. Die Einnahmen stimmen.

 

„Die schöne Müllerin“ musste kurzfristig umbesetzt werden. Am Ende waren aber auch Sie zu Tränen gerührt. Was war geschehen?

Als Sebastian Kohlhepp wegen entzündeter Stimmbänder ausfiel , hat Pianist Andreas Frehse als Ersatz David Fischer vorschgeschlagen. Da zu einem Liedvortrag viele Zuhörer einzig wegen des Sängers kommen, war die Sache heikel. Aber Fischer sang authentisch und schlicht, seine helle Stimme war sehr gut zu verstehen. Die Dramatik des Stücks wirkte nie aufgesetzt sondern immer natürlich - und so ist es gut.

 

Wieder haben Sie in Sachen Musik und Humor ein glückliches Händchen gehabt - das „Ukulele Orchestra“ ist bestens angekommen. Welche Elemente sind wichtig für den Erfolg?

Der Vortrag muss echt sein. Und auch die, die es machen, müssen es witzig finden. Dann kommt es auch gut an.

 

Beim Kinderkonzert „Hänsel und Gretel“ hat es einen unschönen Zwischenfall gegeben. Wie gehen Sie damit um?

Leider war ich nicht da, sonst hätte ich den Herrn sofort des Saales verwiesen. Er hatte sich als Erwachsener auf einen Platz gesetzt, der den Kindern vorbehalten war. Als eine Helferin ihn darauf aufmerksam machte, beharrte er auf seinem Platz und beleidigte sie rassistisch. Wenn ich wüsste, wer es war, hätte er jetzt Hausverbot. So ein respektloses Verhalten gibt es bei uns nicht.

 

Einmal spielte das Wetter nicht mit. Welche Herausforderungen waren zu meistern?

Die Hofer Symphoniker haben ihre teils großen Instrumente selbst getragen und so begann das Konzert nur um zwölf Minuten verspätet. Sie mussten sich rasch auf die andere Akustik einstellen, denn sie hatten in der Kirche noch nicht geprobt.

 

Die Helfer aus den Schulen sind eins der Markenzeichen der Schlosskonzerte. Zuhörer erleben sie meist bei der Kartenkontrolle oder als Hilfe bei der Suche nach dem Sitzplatz. Kommen sie auch mit den Künstlern in Kontakt?

Die Musiker sollen sich gut aufgehoben fühlen. Deshalb sind Helfer auf Abruf da, um ihnen bei alltäglichen Problemen zur Seite zu stehen. Die jungen Leute müssen auch etwa lernen, wie die Stühle für ein Orchester auf der Bühne platziert werden. Die Aufgaben der Helfer sind so vielfältig, dass ich nach 15 Jahren Schlosskonzerte wohl erst die Hälfte davon kenne. Die einzige, die darüber alles weiß, ist Miriam Kunz.

 

Ihr Referent Clemens Mohr übernimmt die Künstlerische Leitung für die Saison 2026. Steht da ein Nachfolger in den Startlöchern?

Die Aufgaben wachsen ständig und werden mir einfach zu viele. Deshalb übernimmt Herr Mohr einige, während ich als Intendant die Fäden in der Hand behalte. Er kümmert sich etwa um den Einkauf der Künstler und führt die unzähligen Vorgespräche. Und natürlich bringt er auch neue Ideen ein. Es wäre ganz großartig, wenn er - wann auch immer - übernehmen könnte. Aber so weit sind wir noch lange nicht.

 

Was macht die Stiftung Weilburger Schlosskonzerte?

Sie leistet inzwischen einen tollen finanziellen Beitrag. So übernimmt sie aus ihren Erträgen die Kosten für den teuren Transport der Flügel.

 

Ein kleiner Ausblick auf die Saison 2025?

Die „Real Comedian Harmonists“ und Martin Stadtfeld kommen, es gibt portugiesischen Fado, „Voces8“ werden wieder da sein, das Brassensemble „Men in Blech“ verspricht eine große Gaudi und mit „Larun“ ist Irish Folk dabei. Außerdem gehen Peter Grün und ich auf die Bühne. Die ersten Proben für unsere Rückbesinnung auf die musikalischen Wurzeln mit Titeln von Reinhard Mey, den Beatles, Simon and Garfunkel oder den Carpenters sind bereits gelaufen. Das Motto: „Alles muss man selber machen.“

 

Das Interview führte Klaus Peter Andrießen

Von Sänger David Fischer zu Tränen gerührt: Intendant Stephan Schreckenberger.
Foto: Klaus Andrießen

Stephan Schreckenberger

Der Sänger (Bass) und Dirigent Stephan Schreckenberger ist seit 2011 Intendant der Weilburger Schlosskonzerte. Er entwickelte eine neue Programmstruktur zwischen internationalem Renommee und lokaler Verortung.
Von 1989 bis 2005 war Schreckenberger Mitglied des solistisch besetzten Vokalensembles Cantus Cölln. International arbeitete er vor allem im Bereich Alte Musik. Es liegen rund 60 CD-Einspielungen vor. Eine langjährige Zusammenarbeit verband ihn mit Dirigenten wie Jordi Savall, Sigiswald Kuijken und Konrad Junghänel.
1999 gründete der Sänger das Ensemble „Musica Lingua“. Von 2003 an betreute er 15 Jahre lang Sänger und Gesangsensembles in der Abteilung Historische Interpretationspraxis an der Frankfurter Musikhochschule.
(Quelle: kan/Wikipedia)

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