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K.P. Andrießen:

Journalist

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Veröffentlicht im Weilburger Tageblatt und auf mittelhessen.de

Applaus für Martin Stadtfeld

Interpretationen des Pianisten ergreifen die Zuhörer im Renaissancehof

Von Klaus P. Andrießen

Weilburg. Die Musik ist teils hunderte Jahre alt, ihre Komponisten sind längst gestorben. Und doch ereignet sich hier und jetzt das Wunder der Klassik. Bei den Weilburger Schlosskonzerten lassen sich die Zuhörer am Samstagabend von Martin Stadtfeld nicht bloß begeistern, sondern ergreifen, genießen jede Sekunde seines Spiels. Sie applaudieren dem ausgezeichneten Pianisten leidenschaftlich - und auch dem Württembergischen Kammerorchester, das ihm auf der Bühne im Renaissancehof bestens vorbereitet zur Seite steht. Ein musikalischer Sommerabend allererster Güte.

 

Das Weilburger Publikum weiß, was es an Martin Stadtfeld hat, dessen steile Karriere mit Echo-Klassik Preisen, fast dreißig CDs bei einem renommierten Label und Auftritten mit den besten Orchestern auf der ganzen Welt gespickt ist. Immer wieder ist er in dem kleinen Städtchen an der Lahn aufgetreten, hat unter anderem sehr persönlich auf der Bühne über sein Verhältnis zur Musik gesprochen - und jedes Mal sein Publikum berührt, weil seine Interpretationen stets tiefer, umfassender und reifer geworden sind.

 

Diesmal ist es Johann Sebastian Bachs (1685-1750) Klavierkonzert d-Moll (BWV 1052) - er hat es bereits 2006 auf CD veröffentlicht -, das in Weilburg von seiner fortwährenden Auseinandersetzung mit dem Werk Bachs kündet. Hatten zuvor noch die Heilbronner unter Leitung ihres Konzertmeisters Zohar Lerner mit Peter Warlocks (1894-1930) tänzerischer und volksliedhafter Capriol Suite die Zuhörer erfreut, übernimmt nun der Solist das Orchester. Mit kleinen Bewegungen sorgt er für die feine Abstimmung der Einsätze und widmet sich mit tiefer Konzentration dem wundervollen Werk. Dem drängenden Allegro des ersten Satzes folgt das melancholisch-schöne Adagio bis der dritte Satz mit einem furiosen Allegro das Stück beschließt.

 

Und während das Publikum schon in die Pause gehen will, bleibt das Orchester auf der Bühne, wird noch um vier Bläser erweitert. Entgegen dem Programm interpretieren die Heilbronner nun Christoph Willibald Glucks (1717-1787) Tanz der Furien aus der Oper „Orpheus und Eurydike“. Das machen sie ganz ausgezeichnet: Feurige Augen und scharfe Zähne scheinen aus der dramatischen Musik zu stoßen. Beifall. Pause.

 

Jetzt steht das Klavierkonzert Nr. 9 Es-Dur (KV 271) von Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791) auf dem Programm, das der vor kurzem verstorbene Mozartinterpret Alfred Brendel als eines „der größten Weltwunder“ bezeichnet hat. In Weilburg kann es dem Publikum im sich langsam verdunkelnden Renaissancehof tatsächlich so vorkommen. Stadtfeld und das nunmehr leicht vergrößerte Orchester sparen nicht mit Brillanz und Leichtfüßigkeit der Interpretation. Der Untertitel des Werkes, „Jeunehomme“, erinnert an die offenbar sehr gute Pianistin aus Mozarts Zeit, für die er das Stück geschrieben haben soll. Es verlangt enorm viel vom Solisten - und Stadtfeld gelingt es, eine praktisch perfekte Vorstellung zu geben. Wie fein er die Töne setzt, so dass sie, fast nur ein Hauch, eine anmutige Gestalt gewinnen. Wie ein feingliedriges Mosaik greifen die perlenden Noten ineinander, zaubern eine lichtvolle Landschaft.

 

Den riesigen Beifall beantworten die Musiker mit einem knappen da Capo. Dafür hat Verständnis wer weiß, dass Stadtfeld schon am nächsten Vormittag sein nächstes Konzert in Weilburg geben wird.

Schon seit vielen Jahren zu Gast in Weilburg, weiß er stets aufs Neue zu begeistern: Martin Stadtfeld.

Kongenialer Spielpartner: das Württembergische Kammerorchester Heilbronn.

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